Der weiße Blick
Kolonialisten plünderten Kult- und Kunstgegenstände aus Afrika, Lateinamerika, dem Pazifikraum und Asien. Expressionistische Künstler wie Emil Nolde beförderten Hand in Hand mit Kunsthändlern und Museen in Deutschland die Gier und stellten People of Color als niedere Völker da, die scheinbar im Paradies lebten. Wie gehen wir mit diesem kolonialen Erbe um? Lässt sich der "weiße Blick" überwinden? Ein Webinar in Kooperation mit dem Fernsehsender ARTE.
Tim Wegner
02.09.2022

Claudia Keller diskutiert mit der Historikerin Dr. Rahab Njeri, Referentin für Rassismuskritik an der Universität Köln. Mit der Fotografin Anne Schönharting, die ein "Afrikazimmer" geerbt hat - ihr Urgroßvater verwaltete eine Kakaoplantage in Äquatorialguinea und brachte von dort Speere, Kopfschmuck und Büsten mit. Und mit dem Filmemacher Dr. Wilfried Hauke, der sich in seiner ARTE-Doku "Der weiße Blick" mit den Künstlern Emil Nolde, Max Pechstein und Ernst Ludwig Kirchner und ihrer Verklärung der "Südsee" befasst.

Aufzeichnung vom 1. September 2022, 12 Uhr bis 13 Uhr.

Gastgeberin: Claudia Keller, stellvertretende Chefredakteurin

Gäste:

  • Anne Schönharting, Fotografin (Fotoprojekt und Buch: "Das Erbe")
  • Dr. Rahab Njeri, Historikerin, Referentin für Rassismuskritik, Uni Köln
  • Dr. Wilfried Hauke, Literatur- und Kulturhistoriker, Filmemacher (Doku: "Der weiße Blick")
Permalink

Gibt es da nicht auch noch den "bösen Blick zurück?" Die Weißen haben in der Kolonialzeit den Anderen ihre Kunst, ihre Kulturgüter genommen. Das war Diebstahl und zum größten Teil Ausnutzung von Abhängigkeit. So ist es! Nur ist diese Nutzung von Macht wahrlich nicht neu. Glasperlen gegen Gold, aber auch Sklaven gegen Geld, Bernstein gegen Gewürze oder andere Werte. Das ist alles nicht rückgängig zu machen. Wie nahezu jedes Geschäft derartigen Abhängigkeiten unterliegt. Was ist denn mit den Kulturgütern, die nachweislich rechtmäßig erworben wurden? Oder deren Wert sich erst nachträglich durch Ansehen oder Forschung entwickelt hat? Einen Werte den damals niemand kannte? Die "Weißen" haben nicht nur genommen, sie haben auch gegeben. Allem voran per Mission die Religion, aber auch unsere Kultur, Bildung und Technik. Wir haben aber auch in den Ländern vernichtet. Dort die heimischen Religionen, Kulturen und Gesellschaftsformen. Können wir, was vernichtet wurde, auch zurückgeben? Nein, denn das Durcheinander von Geben und Nehmen ist in keine Ordnung zu pressen. Prekär wird der Anspruch dann, wenn die alte Kunst und die Kulturgüter in den Privatbesitz von Despoten gelangen und dort das Opfer der Politik oder von Privatinteressen werden. Noch verzwickter wird es, wenn der dann die Geschenke auf Auktionen versteigern läßt. Arrogant wird es, wenn bei uns dann die "Weis(s)en" kommen und sagen, bei uns im Museum oder im Schließfach wären diese Kulturgüter besser und sicherer aufbewahrt worden. Da gibt es ein Beispiel aus dem Familienrecht. Kinderrecht gegen Mutteranspruch. Das Kind aus der sicheren Bleibe bei Adoptiveltern zurück zur Mutter (leibliches Recht), wo es dann unter der Aufsicht des Jugendamtes verwahrlosen darf. Jeder Vergleich ist falsch, aber naheliegend. Auch arrogant oder eine weise Überheblichkeit? Ja, aber gerade noch erträglich.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.